Der Bohrer für den Profi

Die Auswahl des richtigen Bohrers ist eine Wissenschaft für sich. So zahlreich die verschiedenen Anwendungsbereiche für Bohrer sind, so zahlreich ist auch das Angebot der Bohrerarten. Viele Bohrerarten ähneln sich optisch. Jedoch unterscheiden sich Materialien und die Ausarbeitung der Schneiden, die einen Bohrer für einen Anwendungsbereich spezialisieren. Nur mit dem passenden Bohrer erreicht man sehr gute Arbeitsergebnisse. Der Einsatz des falschen Bohrers führt zu schnellen Verschleiß, höherem Zeitaufwand und nicht zuletzt zu ausgefransten Bohrungen. Somit ist die richtige Bohrerwahl zwingend erforderlich weil ein wirtschaftliches Arbeiten mit optimalen Ergebnissen so erzielt wird. Neben der Art des Bohrers ist auch der Zustand wesentlich.


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Das Material des Bohrers

Auf das Material bezogen gibt es drei Arten von Bohrern:

  • HSS-Bohrer aus legiertem Schnellarbeitsstahl
  • Vollhartmetallbohrer
  • Bohrer mit Diamantspitze

HSS-Bohrer

Die bekanntesten und wohl am häufigsten verwendeten Bohrer sind HSS Bohrer. Die Abkürzung HSS steht für High Speed Steel und bezeichnet einen Schnellarbeitsstahl. Schnell bezieht sich in dem Fall auf die Arbeitsgeschwindigkeit. HSS meistert gegenüber gewöhnlichem Werkzeugstahl drei- bis viermal so hohe Drehzahlen und demzufolge auch deutlich höhere Temperaturen. Deshalb ist dieser Werkstoff prädestiniert ist für die Herstellung von verschiedenen Bohrern, Fräswerkzeugen, Drehmeißeln oder Räumwerkzeugen.  Daher ist Schnellarbeitsstahl ein optimaler Werkstoff für viele Zerspanungswerkzeuge. Die gängigen Spiralbohrer sind aus HSS und häufig beschichtet.

Die Entwicklung des HSS geht auf den Anfang des 20zigsten Jahrhunderts zurück. Bis dahin verwendete man für diese Aufgaben Kaltarbeitsstahl, der mittlerweile vom HSS nahezu vollständig verdrängt wurde.

HSS-Stahl wird mit diesen Beschichtungen und Vergütungen verarbeitet:

HSS-R - Bohrer aus HSS-R sind rollgewalzt und entsprechen einer soliden Qualität. Sie eigenen sich sehr gut für den universellen Einsatz. HSS-R-Bohrer sind mit Handbohrmaschinen und Standbohrmaschinen verwendbar. Sie ermöglichen bei einer guten Spanabführung solide Ergebnisse beim Bohren in Stahl, Grauguss, Bronze oder Aluminium.

HSS-G - Bohrer aus HSS-G sind aus dem vollen Material herausgefräst. Danach wird das Werkzeug gehärtet und die Schneiden werden geschliffen. HSS-G-Bohrer stehen aufgrund ihrer Herstellungsart für hohe Standzeiten und geringe Toleranzen. Zum Einsatz kommen HSS-G-Bohrer an Stand- bzw. Säulenbohrmaschinen, aber auch an Drehmaschinen und Fräsmaschinen.

HSS-E -Die Herstellung dieser Bohrer unterscheidet sich nicht vom HSSG-Bohrer, wohl aber das Material. HSS-E ist ein mit Kobalt beschichteter oder Legierter Schnellarbeitsstahl. Man verwendet HSS-E-Bohrer zum Zerspanen von Materialien bearbeitet bzw. zerspant werden, die über eine hohe Festigkeit und Härte verfügen.

HSS-Co - Dieser kobalt-legierte Schnellarbeitsstahl zeichnet sich durch eine gute Standzeit aus. Dies resultiert aus einer hohen Hitzebeständigkeit und einer höheren Härte gegenüber anderen HSS-Legierungen. HSS-Co-Bohrer kommen dann zum Einsatz, wenn zähe oder harte Werkstoffe zerspant bzw. gebohrt werden müssen: hochwertige Edelstähle und andere hoch legierte Stähle.

HSS-TiN - Die Titanbeschichtung, genauer gesagt der Titan-Nitrid-Besatz, sorgt für die niedrigste Reibung aller HSS-Bohrer-Arten. In Verbindung mit einem geeigneten Kühlmittel erreicht dieser Bohrer daher eine extrem hohe Standzeit. TiN-Bohrer kommen beim Bohren von legiertem und unlegiertem Stahl sowie Guss und andere Metalle.

Vollhartmetallbohrer

Insbesondere bei Fräsern, Fräsbohrern oder Gewindefräsern bzw. Gewindebohrern kommt Hartmetall zum Einsatz. Hartmetall ermöglicht aufgrund seiner hohen Temperaturbeständigkeit von bis zu 900 °C Schnittgeschwindigkeiten, die dreimal höher sind, als bei HSS-Material. Metallmatrix-Verbundwerkstoffe sind deutlich härter als vergüteter, gehärteter Stahl oder entsprechende Legierungen. Hartmetalle sind dafür aber auch spröder und somit bruchempfindlicher. Vollhartmetallbohrer (VHM-Bohrer) findet man in erster Linie im Bereich der Fräser. Vollhartmetall besteht in den meisten Fällen aus Wolframcarbid.

Bohrer mit Hartmetallspitze

Ein Spezialfall sind Bohrer für derbe Arbeiten in Stein, Beton und Mauerwerk. Das sind Bohrer, an denen sich Schlagbohrmaschinen oder Bohrhämmer (mit SDS-Aufnahme) austoben wollen. Diese Bohrer müssen in sich hart sein, benötigen aber zum Zerkleinern von Gesteinswerkstoffen eine extrem harte Spitze. Aus diesem Grund sind hier die Hartmetall-spitzen fest eingelötet. Diese Spitzen können bei zwei Spiralen als eingelötete Platte oder bei vier Spiralen als Kreis ausgeführt sein.

Die Bohreraufnahme

Zylinderschaft

Dieser Schaft passt in jede herkömmliche Bohrmaschine und jeden Akku-Bohrschrauber mit normalem Drei-Backen-Bohrfutter. Für universelle Bohrarbeiten ist dieser Schaft gut geeignet. Insbesondere beim Bohren von Holzwerkstoffen greift man üblicherweise auf Werkzeuge mit Zylinderschaft zurück. Der Nachteil dieser Bohreraufnahme besteht darin, dass bei Schlägen die Kraftübertragung nicht optimal ist. Das liegt daran, dass der Bohrer nur geklemmt, nicht aber arretiert ist.

SDS-Schaft

SDS steht für "Special Direct System", ursprünglich "Dreh-Steck-Sitz" und wurde von Bosch entwickelt. Diese Aufnahme kommt bei allen professionellen Maschinen zum Einsatz, die mit Schlag arbeiten. Sowohl hochwertige Schlagbohrmaschinen und Bohrhämmer arbeiten mit SDS, als auch große Meißel-Hämmer und Abbruchhämmer. Der Vorteil dieser Aufnahme liegt zum Einen in der guten Kraftübertragung, das die Bohrer mit Nuten versehen sind und in der Aufnahme einrasten. Zum Anderen ist der Bohrerwechsel bzw. Werkzeugwechsel immer werkzeuglos, oft sogar einhändig möglich. Bohrer mit SDS-Schaft können nicht mit einem Drei-Backen-Bohrfutter verwendet werden. SDS gibt es mittlerweile in vier Ausführungen.

  • SDS oder SDS-plus - Schaftdurchmesser 10 mm. Dies ist die ursprüngliche und immer noch gebräuchliche Variante.
  • SDS-max - Schaftdurchmesser 18 mm. Diese Aufnahme kommt bei schwerem Gerät  wie Bohr-, Meißel- und Abbruchhämmer zum Einsatz.
  • SDS-quick - Schaftdurchmesser 6,8 mm. Dieses System wurde von Bosch speziell für die Akku-Bohrhämmer Bosch-Uneo und Bosch-Uneo Maxx entwickelt.
  • SDS-top - Schaftdurchmesser mit 14 mm hat sich nicht durchgesetzt. Selbst Bosch bietet seit 2009 keine Geräte mehr mit dieser Aufnahme an.

Bitschaft

Bohrer mit Bitschaft sind mit jedem Bithalter und jeder Bitaufnahme verwendbar. Bei universellen Montagearbeiten, bei denen es nicht auf Präzision ankommt, bietet diese Sechskant-Aufnahme immense Vorteile. Der Bohrer wird einfach eingesteckt und ist noch schneller gewechselt, als bei der SDS-Aufnahme. Außerdem kann der Bohrer schnell gegen einen Bit ausgetauscht werden. Allerdings liegen die Nachteile dieses Systems auf der Hand: Der Bohrer wird weder geklemmt noch rastet er ein. Somit bleibt immer etwas Spiel, was zwangläufig zu Einbußen bei der Präzision und der Führung führt.

Metallbohrer

Metallbohrer sind durch ihre Schneiden, ihre Spiralen und die gesamte Geometrie auf die Zerspanung von härteren und weicheren Metallen ausgelegt. Viele Metallbohrer kommen überwiegend an der stationären Bohrmaschine zum Einsatz. Diese brauchen Flussmittel oder Kühlmittel. Professionelle Bohrer sind mit integrierten Kühlmittelkanälen erhältlich.

Holzbohrer

Holz ist ein Werkstoff, für den zahlreiche spezielle Bohrervarianten für professionelle Ergebnisse erforderlich sind. Da Holzwerkstoffe im Vergleich zu Stahl oder Gestein relativ weich sind, ist das Bohren mit Zentrierspitze sinnvoll. Das erleichtert die Verwendung mit einer Handbohrmaschine erheblich.

Steinbohrer

Bohrer für Gestein und Mauerwerk ähneln auf den ersten Blick dem herkömmlichen Spiralbohrer. In der Tat besteht auch dieser Bohrer aus Schneide und Spirale zum Abtransport des Bohrmehls. Bohrer für Gesteinswerkstoffe schneiden allerdings keine Späne vom Material an, sondern arbeiten mit Schlag. Das Material wird daher zertrümmert und anschließend abtransportiert. Dafür muss die Spitze hart und belastbare sein. Das macht im Umkehrschluss scharf angeschliffene Spiralen überflüssig. Steinbohrer sind immer mit einer Hartmetallspitze ausgestattet. Um eine entsprechende Kraftübertragung des Schlages zu gewährleisten, sind schlagende Bohrer meist mit einer SDS-Aufnahme versehen.

Lochsäge

Die Lochsäge ist genau genommen kein Bohrer. Der Vollständigkeit halber ist diese hier aufgeführt. Mit der Lochsäge werden kreisrunde Löcher gesägt. Lochsägen, manchmal auch Dosenbohrer genannt, kommen bei Konstruktionsarbeiten mit Holz zum Einsatz. Ein wichtiger Einsatzbereich sind Elektrikerarbeiten oder der Trockenbau. Lochsägen werden oft in Verbindung mit kraftvollen Akku-Bohrschraubern verwendet, um Schalter und Steckdosen einzubauen.

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