Kunststoffseile auf den Einsatzbereich zugeschnitten

Kunststoffseil oder Kunstfaser-Seil, wie es korrekt heißt, hat in vielen Bereichen dem klassischen Hanfseil oder anderen Naturfaserseilen den Rang abgelaufen. Kunststoffseile bieten einfach große Vorteile und werden daher in der Schifffahrt als Segelseil (z.B. als Schot oder Festmacher), beim Klettern als Sport, als Kletterseil beim Industrieklettern oder zum Absichern verwendet. Kunststoffseile sind leichter und flexibler bei gleicher oder höherer Zugfestigkeit. Darüber hinaus können Kunstfasern präzise und auf einen bestimmten Verwendungszweck zugeschnitten hergestellt werden. Sie sind zudem schnell zur Hand, wenn in der Werkstatt oder auf dem LKW bzw. Lieferwagen etwas befestigt werden muss.


Artikel 1-22 von 22

Synthetik-Fasern sind scheuerfester und besser knotbar

Hanfseile haben eine geringe Bruchdehnung und sind aus groben, harten Fasern gearbeitet. Dazu kommt die unangenehme Eigenschaft, dass Knoten im nassen Seil nur schwer zu lösen sind. Das sind Gründe, die für die Verwendung eines Kunststoffseils sprechen. Seile aus Synthetik-Fasern sind im Allgemeinen scheuerfester und besser knotbar. Daher finden sie u.a. auch Verwendung als Bergsteigerseil und in der Kletterausrüstung von Industriekletterer sowie zur Absicherung bei Höhenarbeiten. Seile kommen aber auch bei Gartenarbeiten oder im Kfz-Bereich, z.B. beim Abschleppen zum Einsatz.

Für Seile sind folgende Kriterien von Bedeutung:

  • Bruchfestigkeit bzw. Reißfestigkeit
  • Bruchdehnung bzw. Reißdehnung
  • Schwimmfähigkeit
  • Wasseraufnahme
  • Chemische Beständigkeit
  • UV-Beständigkeit
  • Abrieb-/Scheuerfestigkeit
  • Beständigkeit gegen Scherkräfte
  • Gewicht

Premium-Hersteller stellen professionelle Kunststoffseile in einer Fülle an Formen mit guter Verarbeitung her. Sie werden meistens aus den folgenden Materialien hergestellt:

  • Polypropylen (PP)
  • Polyamid (PA)
  • Polyester (PES)
  • Hochfestes Polyethylen (PE)

Polypropylen ist verhältnismäßig preisgünstig und sehr leicht und kann daher als Schwimmleine, etwa in Schwimmbädern zur Abgrenzung des Nichtschwimmerbereiches, eingesetzt werden. PP nimmt kein Wasser auf und behält somit sein geringes Gewicht. Dazu ist es chemisch beständig gegenüber den meisten Säuren und Laugen, wodurch es ebenfalls für den Einsatz in der Industrie geeignet ist. PP-Seile dienen aber auch als Festmacher in der Schifffahrt, als Allzweckleine (in kleinen Querschnitten auch zum Basteln) auf Baustellen oder als Wurfleine.

Polyamid besticht durch eine hohe Festigkeit und eine hohe Bruchdehnung. Allerdings stehen diesen Vorteilen auch einige Nachteile gegenüber. PA quillt im Wasser auf und verliert an Festigkeit bei Kontakt mit Wasser und wird unter Umständen hart und somit unbrauchbar. Außerdem ist PA nicht komplett beständig gegen einige Säuren und UV-Strahlung. Eingesetzt werden hochwertige PA-Seile zum Klettern und Sichern, aber auch für hochwertige Festmacher in der Schifffahrt.

Polyester ist sehr beständig gegenüber Witterungseinflüssen und den meisten Chemikalien und ist zudem extrem UV-beständig. Dagegen ist dieses Material recht schwer und bietet eine sehr niedrige Bruchdehnung, nimmt also kaum Energie auf. Polyesterseile werden dort eingesetzt, wo eine Dehnung des Seils unerwünscht ist. Das ist besonders dort der Fall, wo mit dem Seil etwas befestigt oder gesichert werden soll.

Hochfestes Polyethylen zeichnet sich durch eine extrem hohe Bruchfestigkeit (die höchste aller Chemiefasern) aus, das jene von Polyamid um ein Vielfaches übersteigt. Dabei ist das Material sehr leicht, also schwimmfähig und nimmt kein Wasser auf. Außerdem ist PE äußerst beständig gegenüber Säuren und Laugen und ist extrem witterungsbeständig. Im Gegenzug sind Polyethylenseile nur bis etwa 70 °C temperaturbeständig und weisen eine extrem geringe Bruchdehnung auf. Seile aus PE sind anfällig gegenüber scharfen Kanten und größere Scherkräfte.

Material und Verarbeitung die entscheidenden Faktoren

Ein Vorteil, den alle Kunststoffseile mitbringen, ist die chemische Beständigkeit. Kunststoffe sind diesbezüglich deutlich widerstandsfähiger, als Naturfasern. Die Eigenschaften von Kunststoffen lassen sich präzise auf den Verwendungszweck anpassen.

Neben dem Material ist für einen passenden Verwendungszweck auch die Ausarbeitung des Seils entscheidend. Besonders bei Kletterseilen, wo das Leben buchstäblich am seidenen Faden hängt, ist eine hohe Qualität signifikant. Ein dynamisches Kletterseil nach EN 892 muss bei einem Sturz enorm hohe Kräfte aufnehmen, ohne eine für den Menschen durch zu hohe Bremsbeschleunigung gefährliche Wirkung zu erzeugen. Diese Seile werden um eine Innenseele aus elastischem Material geflochten. Statische Seile nach EN 1891 weisen eine niedrige Dehnfähigkeit auf. Sie werden für die Personensicherung bei Höhenarbeiten eingesetzt, aber auch für Seilzugänge und für die Personenrettung, denn hier ist es wichtig, dass ein Seil eine geringe Dehnfähigkeit bei maximaler Festigkeit aufweist.

Das klassische Bild eines Seils zeigt die geschlagene Herstellungsart. Diese Seile sind aus links- und rechtsherum gedrehten Strängen unter Spannung gedreht. Dies ist die älteste Machart von Seilen und die Basis für viele Tauwerksorten. Geschlagenes Tau oder Seil ist stark. Diese Herstellung wird für Garn und Drahtseil verwendet. Allerdings neigt dieses Seil zum „Kinken“, es drillt am Ende auf. Zudem wird es schnell hart und ist nicht dehnbar.

Vom einfachen 8-fach-Geflecht bis hin zur komplizierten Kernmantel-Verbundkonstruktion aus verschiedenen Materialien können geflochtene Seile den jeweiligen Anforderungen bestens angepasst werden. Daher werden diese Seile heute überwiegend verwendet, von der einfachen Schnur bis hin zum speziellen Einsatzbereich.

In den Sortimenten unserer Fachhändler finden Sie die passenden Lösungen sowie die dazugehörige Beratung für Ihren individuellen Anwendungsfall.